500 Jahre Rosenheimer Feuerschützen
Seit über 500 Jahren besteht nun die Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft Rosenheim. Sie ist somit eine der ältesten Schützengesellschaften Bayerns. Wer die Gründer waren, ist nicht mehr feststellbar. Dennoch darf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass bereits anno 1328, als Rosenheim gefreiter Markt wurde bereits eine Armbrustschützengilde bestand und dass Angehörige der Familien Peckh, Pogner, Planckh, Werndl, Sigl, Körsner, Strauß, Scheichenstuell, Freydenreich, Weidacher und Schlierholzer, um nur einige zu nennen, zu den Mitbegründern der heutigen Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft gehörten. Jene Namen sind immer wieder zu lesen, wenn der Landesfürst “seine getreuen Rosenheimer” zum Heerbann rief. Und das war nicht selten. Recht bewegt schien vor allem die Zeit von 1439 unter Herzog Heinrich XVI. (1386-1450) und dem bayerischen Erbfolgekrieg im Jahre 1504 gewesen zu sein. Das Land kam wegen der ständigen Streitereien der drei bayerischen Herzogshäuser München-Oberbayern, Bayern-Landshut, und Bayern-Ingolstadt, kaum zur Ruhe. In diese Zänkereien wurden auch die wehrhaften Männer des seinerzeit aufstrebenden Marktes Rosenheim immer wieder mit einbezogen, was sich recht nachteilig auf die wirtschaftliche Entwicklung auszuwirken drohte.
Als praktische Schlussfolgerung erwog man daher andere Männer gegen Sold für sich ins Feld ziehen zu lassen, um daheim seinen Geschäften nachgehen zu können. Nachdem schließlich Herzog Heinrich XVI. (der Reiche) den Rosenheimern selbst einen derartigen Vorschlag, Söldner anzuwerben unterbreitete, wurde von dieser Möglichkeit, soweit man sich dies finanziell leisten konnte, reger Gebrauch gemacht. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft Rosenheim. Zuvor bestanden in Rosenheim wie auch in Neubeuern-Stachlschützengilden, die wiederum mit den Sebastiani-Bruderschaften verbunden waren. Die Stachl- oder Armbrustschützen schossen bei ihren Zusammenkünften und Festen auf hölzerne Adler, wie es heutzutage noch beim “Winzerer Fähndl” auf dem Münchner Oktoberfest üblich ist. Wer das größte “Trum” vom Adler abschoss, war Sieger. Als dann das Luntenschloss das umständliche Handfeuerrohr gegen Ende des 15. Jahrhunderts (1475-1500) ablöste, wurde das “Pixnschizn” auch für die Standschützen interessant. Durch verschiedene Anhaltspunkte, wie beispielsweise die Namen der Bürger, die damals schon als “Pixnschizn” bekannt waren sowie Wappen auf den früheren Grabmälern und an der Schützenmeister-Amtskette lassen darauf schließen, daß bereits im Jahr 1486 in Rosenheim eine “Pixnschizn-Gilde” bestand. Der Name der Gesellschaft wurde in den vergangenen fünf Jahrhunderten mehrfach geändert. Dennoch blieb das Ziel immer das gleiche: Pflege der Kameradschaft und des Gesellschaftslebens, gegenseitige Unterstützung, wie die Regel der Sebastiani-Bruderschaft lautete und Förderung des Schießsports.
… aus “Wer heut´nit wol schießen kann …” von Werner Krämer
Das Schützenhaus in der Küpferlingstraße
Nachdem wegen des tragischen Todes von König Ludwig II. das Jubelfest nicht in der ursprünglich vorgesehenen Größe stattfinden konnte, blieb ein schönes Sümmchen in der Schützenkasse. Um diese Geld sinnvoll anzulegen, reifte der Gedanke nach einer neuen, großen Schießstätte. 1891 nahm der Ausschuß das Projekt in Angriff.
Vom Lebzelter Sebastian Ruedorffer wurde ein 4,65 Tagwerk (=15 842,55 m²) großes Grundstück zum Preis von 3482,50 Mark gekauft. Zu dieser Fläche wurde noch ein angrenzendes Grundstück von 1,07 Tagwerk (=3645,5 m²) sowie 28 Dezimal (954 m²) von einem Bauern für zusammen 1 012,50 Mark dazugekauft. Für das gesamte Areal von 20 442,05 m² bezahlte die Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft 4 495,00 Mark. Mit dem Bau der Schießanlage und des Schützenhauses wurde der Baumeister Simon Lutz beauftragt. Zur Finanzierung wurden unverzinsliche Anteilscheine zu je 10 Mark ausgegeben. Dadurch wurde ein Betrag von 13 350 Mark aufgebracht. Der Verkauf der alten Schießstätte an der Haustätter Straße an den Baumeister Lutz brachten abermals 12 500 Mark ein. finanziell gut gerüstet konnte das Werk begonnen werden.
Am 07. und 08. August war es dann soweit, daß der letzte Schuß in der alten Schießstätte zwischen der Hausstätter Straße und Promenadenstraße (heutige Prinzregentenstraße) anlässlich des Endschießens abgegeben wurde. Zu einem großen Ereigniss wurde die Eröffnung des neuen Schützenhauses und der Schießstätte am Küpferling. Nicht nur Schützen aus nah und fern, sondern auch die Bevölkerung aus Rosenheim und der Umgebung fand sich am 18., 19. und 20. September zur Eröffnung der Gaststätte und zum Festschießen ein. Für die 122 teilnehmenden Gäste gab es schöne Preise, die an acht Ständen auf einer Entfernung von 130 Metern ausgeschossen werden konnten. Die Festlichkeit stand unter dem Protektorat des Landesfürsten, Prinzregent Luitpold. Die Schießanlage umfasste insgesamt 14 Stände. Mann konnte dort Entfernungen zwischen 50 und 300 Metern schießen. Schützen und Zieler waren nicht mehr der Witterung ausgesetzt. Die Stände und Anzeigedeckung waren überdacht. Als vielbewunderte Neuigkeit galt die telefonische Trefferansage.
Heutzutage ist von alledem nichts mehr zu sehen. Auf dem einstigen Weitwaffenstand und der Gartenanlage befinden sich heute die Wolfgang-Pohle Halle des Sportbund DJK Rosenheim sowie einige Wohnhäuser.